Trans – Drei Generationen, eine Reise (2024)

D. Hartung und U. Schenk über ihren Film

• Es gibt zahlreiche Beiträge zum Thema Trans, aber bisher kaum generationsübergreifende. Deshalb die Idee, drei Transmenschen aus drei Generationen auf ihrer Reise zu begleiten. Wir hatten viele Fragen: Ist unsere Gesellschaft toleranter geworden ist, seit das Wort ‚Trans‘ in aller Munde ist? Was hat sich in den letzten Jahrzehnten für Transmenschen geändert? Wie offen gehen Jugendliche oder junge Erwachsene heute mit ihrem Transsein um – wie ist es, sich in der Öffentlichkeit zu outen?

  In den gut zwei Jahren, die wir Nora, Sophie und Luca begleiteten, haben sie uns an ihrem Leben teilhaben lassen und uns gezeigt, wie viele unterschiedliche Optionen für erfüllte Lebensentwürfe es gibt: Während für die 32-jährige Sophie immer klar war, dass für sie eine geschlechtsangleichende Operation zum Frausein dazugehört, kommt eine OP für Nora (69) überhaupt nicht infrage. Sie erlebt ihren nicht binären Körper als bereichernd. Und Luca weiß mit 16 noch nicht, wie er sich später entscheiden wird.

• Als 15-Jähriger fand Luca es spannend, sich bei Endokrinologe Dr. Wüsthof über den sogenannten Penoid-Aufbau zu informieren, die großen geschlechtsangleichenden OPs. Die sollte man aber in der Regel erst ab 18 machen. Direkt nach dem Beratungsgespräch war er sehr begeistert. Dann wollte er aber nichts übers Knie brechen und sich Zeit mit dieser folgenreichen Entscheidung lassen. Auf jeden Fall ist er froh darüber, dass er diese Option hat.

  In den vergangenen zwei Jahren ist Luca an die zehn Zentimeter gewachsen und vor unseren Augen immer männlicher geworden. Am Ende der Dreharbeiten wollte er nicht mehr gerne über ‚das Trans-Thema‘ sprechen, sondern einfach er selbst sein.

• Für Sophie gehören lange blonde Haare, große Brüste und lackierte Fingernägel einfach mit dazu. Androgyn auszusehen ist nicht ihr Ding. Auch sie möchte ihr Transsein endlich hinter sich lassen, um endlich nur als Frau zu leben. Die heute 32-Jährige möchte selbst entscheiden können, wen sie einweiht. Sophie ist großer Britney Spears Fan (von Britney mit langen Haaren) und sammelt leidenschaftlich ihre Platten.

  Ihren Mut und ihre Entscheidung für die Geschlechtsangleichung hat sie bis heute nicht bereut.

• Noras Lebensreise als Transfrau währt bereits am längsten. Mit 69 Jahren blickt die Berlinerin inzwischen auf ein erfülltes und abwechslungsreiches Leben zurück. Als junger schwuler Mann zog sie Anfang der 70er Jahre nach Westberlin und entdeckte hier ihre wahre Identität. Obwohl Transmenschen damals mit vielen Repressionen rechnen mussten und eigentlich nur nachts arbeiten konnten, verlor Nora nie ihren Mut und Optimismus. Bei den Dreharbeiten haben wir sie als unglaublich positive und fröhliche Protagonistin erlebt. Jahrelang lebte Nora unerkannt als berufstätige Frau.

  Jetzt als Seniorin möchte sie ihrem neuen Lebensabschnitt einen neuen Sinn geben. Sie setzt sich jetzt ehrenamtlich für die gesellschaftlichen Belange von Transmenschen ein.

• Wie wichtig das Thema ist, zeigt auch die Polizeistatistik der Berliner Polizei. Wie im Rest des Landes, steigen auch in der Hauptstadt die Zahlen gewalttätiger Übergriffe gegen die queere Community – und insbesondere gegen Transpersonen – kontinuierlich an.

  Solange das der Fall ist, sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Geschichten dieser Menschen in den Fokus unserer Arbeit zu stellen.